Wiener Walzer – Der Österreicher unter den Tänzen

Der Wiener Walzer ist in Österreich nicht wegzudenken. Zum Jahresbeginn tanzt man ihn zum Funkeln der Raketen oder bei Bällen zur offiziellen Eröffnung der Tanzfläche. Doch wie ist dieser Tanz und die Tradition um ihn eigentlich entstanden?

Traditionellerweise ertönen pünktlich um 00:00 Uhr des neuen Jahres im gesamten Land Walzerklänge zum „Donauwalzer“ von Johann Strauss. Für viele bleibt es leider der erste und letzte Tanz des Jahres. Und das obwohl er im Unterschied zu anderen Tänzen ein recht einfaches Schrittmuster hat und mit seinem ¾-Takt für die meisten Ohren sehr eingängig ist.

Drehen, drehen, drehen

Das Wort Walzer leitet sich von „walzen“ ab, was so viel wie „sich drehen“ oder „schleifen“ bedeutet. Wer schon einmal Walzer getanzt hat, weiß auch warum der Name gut passt. Die Paare drehen sich nämlich dabei um die eigene Achse. Dem nicht genug, bewegen sie sich auch kreisförmig in Tanzrichtung (gegen den Uhrzeigersinn) auf der Tanzfläche. Bei den klassischen 60 Takten pro Minute kommt es daher nicht selten vor, dass einem ein bisschen schwindelig wird. Aber keine Angst: Übung macht den Meister und sagt dem Schwindel den Kampf an!

Aufstehen und nachtanzen

Hier der (Karree) Grundschritt am Platz ohne Drehung. Nach etwas Übung kann dieser mit Partner bzw. Partner getanzt werden. Der führende Teil des Paares startet vorwärts (rechts), der folgende Teil nach hinten mit links.

Wie es zum Walzer kam

Entstanden ist er Ende des 18. Jahrhunderts im bayrisch-österreichischen Raum. Seine großen Brüder sind der Ländler (siehe Videoclip aus „Sound of Music“), der Deutsche Tanz und der Langaus. Die Bezeichnung Wiener Walzer trat erstmals 1811 auf. Daneben gibt es auch den Französischen und Englischen (Langsamen) Walzer.

Zu Beginn wurde der Walzer als unmoralisch und zu rasch bezeichnet. Maria Theresia, Katharina die Große und die Preußen haben ihn sogar bis 1918 bei Hofbällen aus sittlichen Gründen verboten. Es hieß auch, dass es beim Walzer tanzen zur Überhitzung der Tänzerinnen und Tänzer kommen solle und so zum Tod führen könne. Heute wissen wir, dass wir dabei ins Schwitzen kommen, aber umgekommen ist dabei wohl noch niemand.

Jetzt tanzt man den wüsten Weller, den Spinner, wie sie 's nennen

Meistersinger Kunz Has (1525)

Die erste Walzermusik war noch sehr kurz und einfach. Durch Josef Lanner und die Familie Strauß wurde sie dann länger, rhythmischer, komplexer und aufwendiger. Der Walzer wird aber nicht nur auf den Tanzparketten dieser Welt getanzt, sondern auch in Operetten, Opern und Ballettaufführungen.

Der Wiener Walzer heute

In seinen Ursprüngen wurde der Wiener Walzer in einer Linksdrehung getanzt. Heute dreht man ihn links und rechts und kann ihn auch mit kleinen Zusatzelementen ausschmücken.

Das bekannteste Element (vor allem im Turniertanz) ist das „Fleckerl“. Dabei bewegt sich das Paar nicht raumgreifend sondern stationär mit kleinen Schritten um den Paarmittelpunkt. Die Richtung des Fleckerls kann mit einem „Contra Check“ gewechselt werden.

Auch wenn andere Tänze immer beliebter werden, gilt der Wiener Walzer immer noch als der repräsentativste Gesellschaftstanz und wird immer ein Teil der österreichischen Kultur bleiben. Und das nicht nur, weil er seit November 2017 auch Teil des immateriellen UNESCO Kulturerbes ist. Also ab auf’s Parkett und loswalzen!